James-Bond-Hit traf Vaterunser

Kirchenkonzert der Birkenfelder Sängervereinigung bot beste Unterhaltung
Nahe Zeitung vom Mittwoch, 7. November 2018

Traditionelles deutsches Liedgut auf der einen Seite, deutlich Moderneres wie Samba, Spirituals und Filmmusik auf der anderen Seiten: Solche Kontraste sind in heutigen Konzerten eine übliche Zusammenstellung. Ein facettenreiches Programm soll ein möglichst breites Publikum ansprechen. Beim Konzert der Sängervereinigung Birkenfeld waren die Sitzreihen in der evangelischen Kirche zwar nur zu drei Vierteln gefüllt, aber die Mischung machte es: Jüngere Zuschauer saßen am Sonntag neben älteren, die einen bevorzugten ein Vaterunser im Swingstil, die anderen eher ein bedächtiges, romantisches „Still ruht der See“.

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Mal getragen, mal munter: Die Birkenfelder Sängervereinigung erfreute die Zuhörer in der evangelischen Kirche ebenso wie die Gastchöre und der Musikverein mit abwechslungsreichem Liedgut. Foto: Reiner Drumm

Das Konzert der Sängervereingung Birkenfeld in der Kirche hat Tradition: Seit 1988 wird es fast immer am ersten Novembersonntag veranstaltet. Aber auch dieser Brauch ist im Wandel: Damals, 1988, gab es einen großen gemischten Chor, aus dem aber längst ein reiner Männerchor geworden ist. Der umfasst allerdings nur noch 16 Sänger, ein Seniorenchor, wie Dirigent Helmut Weirich ihn bei der Begrüßung nannte: Viele Aktive singen seit Jahrzehnten mit.

Und sie sangen in der evangelischen Kirche jene Art Lieder, die seit Jahrzehnten bei Chorkonzerten immer wieder erklingen – zum Beispiel das getragene „Die Abendglocken rufen“, das muntere „Du, Herr, gabst uns dein festes Wort“ oder das fröhliches „Als wir jüngst in Regensburg waren“.

Und auch ein Vaterunser hatte der Männerchor Birkenfeld im Repertoire: getragen, ruhig, stimmgewaltig. Ganz anders präsentierte der Frauenchor Siesbach sein „Vaterunser“. Er sang es näher am Text, aber deutlich freier. Es floss leicht dahin, ein Gebet im Swingstil. Bei „Let It Shine“ schnippte Dirigent Maxim Schukov mit den Fingern, die Frauen klatschten beim Singen und bewegten die Hüften – so, wie man es von Gospelchören gewohnt ist. „Lord, I Want to Be a Christian“ ist ein bedächtig vorgetragenes Lied, das schon im 18. Jahrhundert komponiert wurde – ein emotionales Lied von Sklaven. Deutlich jünger ist „Weit, weit weg“: ein schmachtendes Liebeslied aus dem Jahr 1992 von Hubert von Goisern, das in den letzten Jahren immer öfter von Chören zu Gehör gebracht wird.

Der Musikverein Birkenfeld unter Leitung von Michael Schmidt hatte Erfolgsstücke aus den Charts mitgebracht, nicht die allerneuesten, aber solche, die sich auch heute noch halten: „Skyfall“, den Hit aus einem James-Bond-Film, stellten sie neben ein sanft gespieltes „You'll Be in My Heart“ von Phil Collins, Leonard Cohens „Hallelujah“ geht auch ohne Worte, „You Raise Me Up“ ebenfalls: Das Stück gehört mittlerweile in praktisch jedes moderne kirchliche Konzert.

Nahe Zeitung vom Mittwoch, 7. November 2018